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THE PROBLEM OF COLLECTIVE IDENTITY IN GERMAN-SPEAKING PROSE, CREATED BY AUTHORS FROM THE FORMER USSR
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DOI: 10.26170/FK19-02-27
Abstract (original): Im Beitrag wird das Phänomen der kollektiven Identität in deutschsprachigen Prosatexten behandelt, welche von MigrantInnen aus der UdSSR verfasst wurden. Als Analysegegenstand dienen fünf Texte: „Zwischenstationen“ (1999) von Vladimir Vertlib, „Russendisko“ (2000)
von Wladimir Kaminer, „Meine weißen Nächte“ (2004) von Lena Gorelik, „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ (2012) von Olga Grjasnowa und „Vielleicht Esther“ (2014) von Katja Petrowskaja. Alle diese
Werke haben einen autobiographischen Charakter, sie vermitteln Emigrationserfahrungen, darunter
die Übersiedlung in ein deutschsprachiges Land – die BRD bzw. Österreich. Die VerfasserInnen wurden in der Sowjetunion geboren und kamen nach Deutschland bzw. nach Österreich als Kinder oder Erwachsene. Die Muttersprache von
allen fünf AutorInnen ist Russisch. Methodisch stützt sich die Analyse auf die Theorie der kollektiven Identität, insbesondere auf das Konzept von Aleida Assmann. Die Studie hat außerdem komparatistische und intertextuelle Ansätze.
Obwohl die analysierten Texte Elemente der essentialistischen Deutung der Ethnie bzw. der Nation aufweisen, dominiert darin
insgesamt die kulturhistorische Auffassung dieser Phänomene, sie sind durch die Vorstellung geprägt, dass wirtschaftliche und soziale Faktoren den Alltag, die Lebensweise, die Mentalität der Menschen im jeweiligen Land bestimmen. Im Beitrag wird dargelegt,
dass die analysierten Texte zum Verzicht auf eine endgültige und eindeutige (Selbst)Identifizierung mit einer nationalen, ethnischen
und konfessionellen Gemeinschaft tendieren. Die Figuren protestieren gegen die kollektive Identität, die ihnen aufgezwungen wird,
akzentuieren das Individuelle des Subjekts, das unterschiedliche kulturhistorische Erfahrungen verarbeitet, sowie die Liminarität
des Bewusstseins. Die ErzählerInnen der autobiographischen Prosatexte von MigrantInnen aus der ehemaligen UdSSR distanzieren
sich sowohl von sowjetischen und russischen soziokulturellen Realien, indem sie keine Nostalgie verzeichnen, als auch von der Gesellschaft der Aufnahmeländer, in der sie sich nicht völlig assimilieren und auf der Spezifik ihrer Migrationserfahrungen bestehen. Solche
Liminarität des Subjekts erlaubt ihm Grenzen zwischen unterschiedlichen kulturhistorischen Räumen sowie zwischen Sprachen zu
ermessen. Die Krise des Phänomens der kollektiven Identität manifestiert sich nicht nur in Bezug auf die nationale bzw. ethnische Zugehörigkeit, sondern auch im Bereich der Sprache, Körperlichkeit und Familienbeziehungen.
Key words (original): TRANSKULTURELLE LITERATUR; KOLLEKTIVE
IDENTITÄT; AUTOBIOGRAPHISCHE
PROSA; VLADIMIR VERTLIB; WLADIMIR KAMINER; LENA GORELIK; OLGA
GRJASNOWA; KATJA PETROWSKAJA
Abstract: The article deals with the problem of collective identity in German-speaking prosaic texts
created by immigrants from the USSR. The material of the analysis are five books – Vladimir Vertlib’s
“Way Stations”, Vladimir Kaminer’s “Russendisko”, “My White Nights” by Lena Gorelik, “All Russians
Love the Birch Trees” by Olga Grjasnowa and “Maybe Esther” by Katya Petrovskaya. All these texts are
autobiographical, the subject of the image is the experience of emigration, including moving to a German-speaking country – Germany or Austria. All five texts were created by authors born in the Soviet
Union and moved to Germany (Austria) in childhood or adulthood. The methodological basis of the
analysis is the theory of collective identity in the modern culture studies, methods of comparative and intertextual research are also used.
Despite the fact that the texts contain elements of an essentialist approach to the phenomenon of an ethnos or a nation, in general, they
are dominated by a cultural historical understanding of these phenomena, an idea of the conditionality of the specific behavior, lifestyle of
people in a given country by economic and social factors. It is shown that all the texts under consideration manifest a tendency to reject a
definitive and unambiguous correlation with any community, their characters emphasize the individuality of the the subject who receives
various culture historical experiences, also they accent the liminality of their consciousness.
Such a subject’s liminality allows it to fix the boundaries between different cultural and historical spaces, as well as between different languages. The crisis of the phenomenon of collective identity is manifested not only in the sphere of national or ethnic affiliation,
but also in the field of language, corporality, and family relationships.
Key words: TRANSCULTURAL
LITERATURE; COLLECTIVE IDENTITY;
AUTOBIOGRAPHICAL PROSE; VERTLIB
VLADIMIR; KAMINER WLADIMIR;
GORELIK LENA; GRJASNOWA OLGA;
PETROWSKAJA KATJA
For citation
Eliseeva, A. V. The Problem of Collective Identity in German-Speaking Prose, Created by Authors from the Former USSR / A. V. Eliseeva. In Philological Class. 2019. №2 (56). P. 199-206. DOI 10.26170/FK19-02-27.